USA und Deutschland was kommt?

Die AHK USA-New York ist eine von fünf Deutsch-Amerikanischen Auslandshandelskammern in den USA. Seit 1947 fördert die AHK USA in New York mit ihren Chaptern in Philadelphia und Pittsburgh die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und den USA. Susanne Gellert ist Geschäftsführerin sowie Rechtsanwältin und Attorney at Law. Sie stellte sich unseren Fragen.

Im Unterschied zu 2017 startet die Trump-Administration sehr viel besser vorbereitet und mit konkreten Vorhaben in eine zweite Amtszeit. Welche Rolle spielt die internationale Wirtschafts- und Handelspolitik in Trumps Regierungsprogramm?

Vor dem Hintergrund unserer transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen wird die weitere politische und wirtschaftliche Entwicklung in den USA für deutsche Unternehmen von hoher Relevanz sein. Die Erfahrungen aus den vier Jahren der ersten Trump-Administration liefern Anhaltspunkte dafür, wie die US-Politik in den kommenden vier Jahren aussehen könnte. Hinzu kommen die Wahlprogramme und die Äußerungen im Wahlkampf der letzten Monate. Welche Maßnahmen jedoch genau umgesetzt werden, wird sich erst in den kommenden Monaten zeigen. Unter einer Präsidentschaft von Donald Trump wird erwartet, dass die neue Regierung ihren Fokus auf Deregulierung und Steuersenkungen setzt, von denen Unternehmen in den vergangenen Jahren bereits profitiert haben. Weitere zentrale Themen werden Arbeits- und Einwanderungspolitik sowie eine verstärkte „America First“-Ausrichtung sein.

Die Wirtschaft zeigt sich optimistisch, dass das unter der Biden-Administration erreichte Wirtschaftswachstum auch unter Präsident Trump weiter fortgesetzt werden kann, insbesondere aufgrund des zu erwartenden Fokus der republikanischen Administration auf die Schaffung eines geschäftsfreundlichen Umfeldes. Insgesamt bleiben deutsche Unternehmen, die in den USA tätig sind, zuversichtlich in Bezug auf die Stabilität und das Wachstumspotenzial
des US-Marktes – unabhängig von einer Veränderung in der politischen Führung. Ihr Augenmerk liegt weiterhin auf langfristigen Investitionen und der Markstabilität.

Die USA sind für die bayerische Wirtschaft das wichtigste Exportland und auch im Import ein wichtiger Handelspartner – bisher. In einer IHK-Umfrage hatten 70 Prozent der befragten Unternehmen mehr Zölle und Handelshemmnisse als die größten Risiken nach der US-Wahl benannt. Sind solche Sorgen berechtigt?

Deutschland und die USA verbindet eine tiefe Partnerschaft, die sich durch enge Verflechtungen im Handel und bei Investitionen auszeichnet. Als Partner und Verbündete verfolgen wir seit Jahrzehnten gemeinsame Ziele, die die transatlantische Partnerschaft prägen. Auch Deutschland ist für die USA einer der wichtigsten Exportmärkte. Das Warenhandelsvolumen zwischen beiden Ländern befindet sich mit 252 Milliarden Euro auf einem Rekordhoch. Vor dem Hintergrund entsprechender im Wahlkampf getätigter Aussagen besteht bei einigen Unternehmen eine gewisse Unsicherheit in Bezug auf die Zoll- und internationale Handelspolitik der zukünftigen US-Administration, die die überwiegend optimistischen Geschäftserwartungen deutscher Unternehmen dämpfen könnte; insbesondere in Sektoren, die stark auf Exporte und Importe angewiesen sind. Zu beachten ist jedoch, dass in erster Linie die Wirtschaftsbeziehungen mit China von den Republikanern kritisch betrachtet werden und daher vor allem chinesische Importe – wie auch in der Vergangenheit – in den Fokus der zukünftigen US-Handelspolitik rücken werden.

Die daraus resultierenden Handelsspannungen zwischen den USA und China könnten daher auch neue Chancen für eine stärkere Zusammenarbeit zwischen den USA und Europa eröffnen. Für deutsche Unternehmen – insbesondere solche, die derzeit mit chinesischen Konkurrenten im Wettbewerb stehen – bietet sich dadurch die Möglichkeit, die Geschäftsbeziehungen zu US-Partnern zu vertiefen und die wirtschaftliche Zusammenarbeit auszubauen.

Nicht zu vergessen ist überdies, dass viele deutsche Unternehmen ihre für den US-Markt bestimmten Produkte zu einem Großteil ohnehin bereits vor Ort in den USA produzieren. Viele dieser Unternehmen stellen sich im Falle von höheren Zöllen – zum Beispiel auf Zulieferteile aus der EU – darauf ein, diese über entsprechend erhöhte Preise an ihre US-Kunden weiterzugeben.

Unternehmen, die keine Produktionsstätten in den USA betreiben, sondern komplett in Europa herstellen, bereiten sich hingegen dadurch auf potenziell höhere Zölle vor, dass sie ihre Warenlager in den USA auffüllen, um so viel Ware und Einzelteile wie möglich schon in den USA vorrätig zu haben, bevor die Zölle greifen. Damit würden höhere Zölle vor allem US-Verbraucher treffen, die mit entsprechenden Preissteigerungen konfrontiert werden würden, was wiederum negative Effekte auf Inflation und Wirtschaftswachstum haben könnte. Vor diesem Hintergrund zeigen sich viele deutsche Unternehmen in den USA zuversichtlich, dass Präsident Trump nicht alle im Wahlkampf angekündigten Maßnahmen vollständig umsetzen wird – seien es hohe Einfuhrzölle, neue Handelsbeschränkungen im Umgang mit China oder strengere Regelungen zur Immigration. Denn solche Schritte könnten das Wirtschaftswachstum erheblich beeinträchtigen, was kaum im Interesse der neuen Regierung liegen dürfte.

Können sich niederbayerische Unternehmen auch Vorteile oder Anreize von einer Regierung Trump erwarten, kann der Wirtschaftsstandort Niederbayern davon profitieren?

Die USA bleiben der wichtigste Handelspartner Deutschlands im Waren- und Dienstleistungshandel und sind das bedeutendste Zielland für deutsche Exporte. Gleichzeitig ist auch Deutschland für die USA einer der wichtigsten Exportmärkte. Im Q1 2024 haben die USA zudem erstmalig China in Bezug auf das Warenhandelsvolumen mit Deutschland übertroffen. Das Warenhandelsvolumen zwischen beiden Ländern befindet sich auf einem
Rekordhoch.

Sowohl im Warenhandel als auch bei der Beschäftigung von Arbeitnehmern und bei Direktinvestitionen haben deutsche Unternehmen in den vergangenen Jahren ein spürbares Wachstum in den USA verzeichnet: Über 6.000 US-Unternehmen mit deutscher Kapitalbeteiligung schaffen fast eine Million Arbeitsplätze in den USA mit einem Investitionsvolumen von 658 Milliarden Dollar. Damit ist Deutschland der drittgrößte ausländische Direktinvestor in den USA und deutsche Unternehmen sind der drittgrößte ausländische Arbeitgeber. Die Relevanz der USA für Deutschland spiegelt sich auch in den Investitionen wider: So sind die Direktinvestitionen deutscher Unternehmen in den USA kontinuierlich gestiegen und haben sich in den letzten 10 Jahren mehr als verdoppelt.

Und noch ein Punkt: Wie wir alle wissen, waren die Bundesstaaten, insbesondere die Swing States bei der jetzigen Wahl von enormer politischer Bedeutung. Aber auch jetzt nach der Wahl werden die Bundesstaaten der USA als Partner für deutsche Unternehmen weiter ins Rampenlicht rücken, da viele wichtige Entscheidungen von den einzelnen Bundesstaaten getroffen werden.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass die Chancen, die der US-Markt aufgrund seiner Größe, Marktstabilität, starken Infrastruktur, Innovationskraft, Zugang zu Kapital und Branchenvielfalt bietet, unabhängig von dem Ausgang der Wahlen weiter bestehen. Die USA bleiben einer der attraktivsten Märkte für deutsche Unternehmen – unabhängig von einer demokratischen oder republikanischen Administration.

Artikelnr: 271867