KI für Betriebe: Mehr(-wert) als nur Hype
Um KI kommt keiner mehr herum. Derzeit verdoppelt sich das Wissen von KI jeweils innerhalb von nur acht Monaten.
Matthias Pletl von der FastRocket GmbH in Regen zum Status quo und dazu, was wohl Neues kommt.
Künstliche Intelligenz gibt nicht erst, seit OpenAI 2022 die Plattform ChatGPT veröffentlicht hat. Gesichtserkennung, persönliche Empfehlungen bei Netflix und Amazon – all das sind Teilbereiche von KI. Seit ChatGPT ist jedoch ein regelrechter Hype um KI entstanden. Verständlich: Die neue Transformer-Architektur verblüfft mit ihren Möglichkeiten selbst uns erfahrene IT-Profis. Mit den neuen Sprachmodellen (kurz LLM) können nun Dialoge mit Maschinen geführt werden, die vorher kaum vorstellbar waren. Schnell einen eigenen Podcast erstellen? Zack, das geht. Zudem scheint die KI auch „allwissend“ zu sein. Egal ob ich als User eine Frage zum Baurecht habe oder einen Urlaub in Asien planen möchte: ChatGPT und Co. haben innerhalb von Sekunden eine plausible Antwort auf nahezu alles.
45 Prozent der Unternehmen und 38 Prozent der Berufstätigen nutzen laut Umfragen generative KI-Tools wie ChatGPT oder Microsoft Copilot bereits im beruflichen Kontext, die meisten sogar täglich. Und täglich gibt es neue Softwaretools. Wir IT-Dienstleister für individuelle Softwareentwicklung arbeiten ebenfalls täglich an komplexen Projekten, oft vor dem Hintergrund, dass Kunden auch sofort KI im Unternehmen einführen wollen. Genau hier beobachten wir den „Dunning-Kruger-Effekt“: KI wird extrem schnell in Anwendung gebracht, soll möglichst alle Probleme am besten gleichzeitig lösen und zwar flott. Dabei können viele Unternehmen die Frage, wie sie KI in geschäftskritische Unternehmensprozesse integrieren möchten, gar nicht beantworten. Meistens bleibt es dann im „learning by doing“ dabei, belanglose Posts oder einfachste Schreibarbeiten mit KI zu erstellen.
Der Einsatz von KI beispielsweise für die komplexe Auswertung von Produktionsdaten funktioniert nicht einfach nur „mal so“. Eine vernünftige Basis ist als Grundlage unabdingbar. Zahlreiche Daten und Prozesse müssen vorliegen, um an das neue Zeitalter angepasst werden zu können. Als erfahrene Softwareentwickler sehen wir die neue KI genauso wie jede andere App: Sie ist „nur“ ein weiteres Tool für die Digitalisierung.
KI bietet natürlich extrem viele attraktive Möglichkeiten, aber nicht immer ist KI die beste Lösung. Das sieht man auch beim Thema „Google“. Die erste Ergebnisseite bei einer Suche ist voll mit künstlich erstellten Blogartikeln ohne Mehrwert, ohne persönliche Kritik, ohne persönliche Erfahrung. Jeder Inhalt ist nahezu 1:1 austauschbar. Es braucht also mehr als simples Wording oder nur ein, zwei Klicks.
Die kommende Zeit wird aus unserer Sicht zweifellos zum „Hang der Erkenntnis“: KI sollte nur gezielt und dort eingesetzt werden, wo sie echte Mehrwerte schafft – und nicht nur, um mit dem Trend zu gehen. Angesichts steigender
Produktionskosten und stagnierender Verkaufspreise bleibt Unternehmen oft nur eine Wahl: die eigenen Abläufe zu hinterfragen, zu optimieren und die Effizienz des bestehenden Systems durch Digitalisierung und KI sinnvoll und am besten langfristig gedacht zu steigern.
Die nächsten Jahre und Jahrzehnte werden aus Sicht der Softwareentwicklung extrem spannend. Wer mutig ist, blickt bereits jetzt in Richtung der künstlichen allgemeinen Intelligenz, der Artificial General Intelligence (AGI). Sie ist ein hochgradig autonomes, künstliches System, das in allen Bereichen mindestens gleiche oder sogar bessere kognitive und intellektuelle Fähigkeiten besitzen soll als der Mensch. Das System kann lernen, besitzt Wissen und „natürlichen Menschenverstand“, versteht und spricht Sprache, kann argumentieren, planen und vieles mehr. Trotz großer Fortschritte im KI-Bereich wurde bisher hoch keine AGI entwickelt und realisiert. Möglicherweise steht hier die nächste technische
Revolution bevor.
Bei aller technologischen Innovation bleibt aus meiner Sicht eines entscheidend: In einer immer stärker automatisierten Welt wird die Fähigkeit, personalisierte, menschlich geprägte Produkte und Dienstleistungen zu schaffen, der Schlüssel sein, um langfristig zu bestehen.
Matthias Pletl