DB-Generalsanierung: Unternehmer bereiten sich auf Vollsperrung vor
„Infrastruktur, Verkehr und Mobilität von Menschen und Waren sind die Grundpfeiler einer prosperierenden Wirtschaft“ sagte Thomas Graupe, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Niederbayern, bei der ersten Veranstaltung des neuen IHK-Netzwerks „Forum Verkehr“. In diesem lockeren Zusammenschluss kommen regionale Unternehmer aus allen Branchen zusammen, um aktuelle Themen aus Verkehr, Mobilität und Logistik zu besprechen und sich untereinander auszutauschen.
Zum Auftakt beschäftigte sich das Netzwerk am IHK-Standort Passau mit einer Maßnahme, die den Verkehr in Niederbayern im kommenden Jahr maßgeblich beeinträchtigen wird: die Generalsanierung der Bahnstrecke Obertraubling-Passau mit monatelanger Vollsperrung der Strecke. Aslıhan Gebhart, die für die DB InfraGO dieses Sanierungsprojekt leitet, erläuterte die Details: Rund 115 Kilometer Gleise, über 90 Weichen und etwa 60 Kilometer Oberleitungen müssen erneuert sowie Bahnsteige angepasst werden. Aktuell laufen die vorbereitenden Maßnahmen, am 14. Juni startet die Generalsanierung offiziell. Ab diesem Datum ist die Strecke zwischen Obertraubling und Passau bis zum 12. Dezember 2026 voll gesperrt. Der Nahverkehr soll mit Bussen bedient werden, der Fernverkehr wird umgeleitet. Zwischen 6. Februar und 10. Juli wird zudem der Streckenabschnitt Nürnberg-Regensburg saniert – auch hier bleibt die Strecke währenddessen voll gesperrt.
Bahn setzt auf umfassendes Kommunikationskonzept rund um die Generalsanierung
Für die nächsten Monate setzt die Bahn auf ein umfassendes Kommunikationskonzept, wie Gebhart beim Forum Verkehr erläuterte – dazu gehören solche Veranstaltungen wie in Passau ebenso wie viele weitere Kommunikationswege. Diese Kommunikation forderten die Unternehmer auch ein: Für sie seien eine genaue Planung sowie laufende Informationen über den zeitlichen Ablauf der Baumaßnahmen ganz entscheidend. Betroffen sei nicht nur der Güterverkehr, verdeutlichten die Teilnehmer des Forums. Im Personenverkehr gehe es etwa um Hotelgäste, die auf den Schienenersatzverkehr ausweichen müssen, um den Taxiunternehmer, dem der Bahnhof als zentrale Anfahrstelle fehlt, oder um Berufspendler, die normalerweise mit dem Zug zur Arbeit fahren. Darauf ging auch Thomas Graupe ein und verwies auf die Position der IHK: „Der bedarfsgerechte Ausbau der Verkehrswege ist eine Dauerforderung der IHK Niederbayern. Die Generalsanierung der Bahnstrecke ist daher gut und wichtig. Entscheidend ist aber, die Bauarbeiten so zu gestalten, dass die damit verbundenen Behinderungen und Einschränkungen für die Unternehmen verträglich bleiben und die Erreichbarkeit der Betriebe so gut wie möglich gesichert wird, beispielsweise durch leistungsfähige Umleitungsstrecken und sinnvolle Ausnahmeregelungen.“
DIHK-Experte: „Wir müssen in Schiene, Straße und Wasserstraße investieren“
Als Experte für Verkehrspolitik ordnete Dr. Patrick Thiele von der Deutschen Industrie- und Handelskammer im Forum Verkehr die Bahn-Sanierung ein. Nicht zuletzt wegen des erwartbaren Verkehrswachstums betonte Thiele die große Bedeutung der Verkehrsinfrastruktur insgesamt: „Wir müssen in Schiene, Straße und Wasserstraße investieren. Wir brauchen sie alle.“ Interessant sei dabei die Frage der Finanzierung: Während diese in Nachbarländern wie Österreich, der Schweiz oder den Niederlanden dauerhaft und damit planbar angelegt sei, sind Thiele zufolge in Deutschland aufwändige Einzellösungen notwendig, wie etwa das Sondervermögen Infrastruktur im Bundeshaushalt – aus seiner Sicht ein bedeutendes Investitionshindernis.