Hier hat alles (ein gutes) System
Die YORMA’S AG aus Plattling ist ein führender Anbieter der Systemgastronomie, der sich durch innovative Technologien, nachhaltige Strategien und eine sehr enge Kundenbindung auszeichnet. In 60 Filialen an deutschen Bahnhöfen versorgt das Familienunternehmen täglich über 150.000 Kunden mit Kaffee, Snacks und regionalen Spezialitäten.
Von Hamburg bis Rosenheim und von Berlin bis zum Bodensee: YORMA’S kennt jeder. Zumindest jeder, der schon öfter in Deutschland Zug gefahren ist. Schnell ein Sandwich oder einen Kaffee zum Mitnehmen aus einem der gelb-blauen Shops, das ist die sprichwörtliche Spezialität des Plattlinger Unternehmens, einer Mischung aus Kaffeebar, Shop und hochwertigem Fast-food-Anbieter. Die Gastrokette mit dreistelligem Millionenumsatz pro Jahr ist sehr besonders. Das zeigte sich schon bei der Gründung 1985.
Yorma Eberl, gebürtiger Österreicher mit finnischem Vornamen, pachtete 1985 einen Laden am Bahnhof von Plattling und eröffnete dort eine Gaststätte. Er führte das System der Selbstbedienung ein, obwohl einige Stammgäste zunächst nicht gerade begeistert waren. Das Konzept setzte er auch in weiteren Filialen wie Erlangen, Coburg und Nürnberg um – ebenfalls mit großem Erfolg. Die Pendler rissen sich um die Sandwiches, Butterbrezen und Leberkässemmeln. Sein „Keep it simple“-Prinzip beruhte darauf, einfache, qualitativ gute Produkte zu fairen Preisen für alle Kundengruppen anzubieten. 1997 traf Eberl auf Karl Kraft, einen Schreinermeister. Die beiden entwickelten gemeinsam das Konzept einer deutschlandweit aktiven Gastronomiekette „YORMA’S“.
Das Unternehmen ist heute vor allem bekannt für seine günstigen Kaffeeangebote sowie für sein breites Angebot an frischen Backwaren, regionalen Produkten, Snacks und Obst. Genauso wichtig und auffallend: die freundlichen und hilfsbereiten Mitarbeiter. Und das Beste: auch sonn- und feiertags ist geöffnet. Ihren Erfolg erklären Eberl und Kraft vor allem mit den speziellen Details ihres Angebots. Besonders stolz sind die beiden etwa auf die „Obstdusche“, eine Art Spülbecken mit Wasserdüsen zum Abwaschen von Obst für die Reisenden. Es gibt einen für alle nutzbaren Fair-Trade-Honig-Spender oder Snack-Angebote, bei denen der „Kaugummi danach“ gleich inbegriffen ist. YORMA’S bietet auf Nachfrage Kaffeesatz als Gratisdünger und alte Dienstkleidung geht als Spende zum Upcycling an die Lebenshilfe, die daraus wieder Erlöse generieren kann.
Unterstützt werden Schul- und Kunstprojekte, die Bahnhofsmission, Foodsharing, die Tafeln aber vor allem zusammen mit der Initiative „Betrawati/Help The Children e.V.“ auch 60 Patenkinder in Nepal. Allein 2024 konnten gemeinsam mit den Kunden von YORMA’S 68.893 Euro gespendet werden. „Die Gäste mögen unser Engagement und helfen mit, dass wir soziale Projekte unterstützen können“, berichtet Geschäftsführerin Ramona Eberl.
Das Unternehmen setzt an all seinen Standorten konsequent auf Frische aus der Region. Obst und Gemüse kommen von Obstlieferanten aus der Umgebung, auch bei Getränken setzt man bewusst auf regionale Anbieter. „Uns ist es wichtig, die Wirtschaft vor Ort zu stärken und unseren Kunden gleichzeitig Produkte anzubieten, die durch kurze Wege besonders frisch und umweltschonend bei uns ankommen“, so die Unternehmer. In den Filialen zeigt sich so die Vielfalt der jeweiligen Region: authentisch, bodenständig und hochwertig. Für das Unternehmen ist dies kein Trend, sondern ein fester Bestandteil der Unternehmenskultur. In den vergangenen Jahren hat YORMA’S seine Geschäftsprozesse konsequent digitalisiert und setzt auf modernste Technologien. „Das Leben einfacher machen, nicht komplizierter“ – dieses Motto gilt schon seit vielen Jahren. Damals hat man das Papier aus allen Büros verbannt. „Anfangs haben wir zum Beispiel die Papierpost der Lieferanten gesammelt und wieder zurückgeschickt“, lacht eine Mitarbeiterin.
In den Filialen werden heute Transport- und künftig Barista-Roboter eingesetzt, um den Mitarbeitern monotone Aufgaben abzunehmen und die Servicequalität zu verbessern. Kürzlich wurde ein automatisiertes Reinigungssystem für Mehrwegbecher getestet, um umweltfreundliche Verpackungslösungen zu fördern. „Technologie ist für uns aber nur ein Werkzeug, das unsere Teams entlasten und bereichern soll“, so Geschäftsführerin Ramona Eberl.
Das Unternehmen legt großen Wert auf Nachhaltigkeit und nutzt beispielsweise zu 100 Prozent regenerative Stromerzeugnisse. Es setzt auf umweltfreundliche Energiequellen und kurze Wege. „Gerade als Verkehrsgastronomie sind wir uns unserer Verantwortung bewusst, zur Schonung unserer Ressourcen und zum Schutz der Umwelt beizutragen“, betont Eberl. „Durch kreative und individuelle Ansätze Mehrwerte schaffen“ lautet das Ziel. In den Filialen werden Wandbehänge aus Heublumen verwendet und Mehrwegbecher gehören fest ins Angebot, um Verpackungsmüll zu reduzieren. Am neu gestalteten „Zukunftsbahnhof Zwiesel“ konnte für die Versorgung der Reisenden aktuell auch YORMA’S gewonnen werden. Der Stadt Zwiesel, Geburtsstadt von Marianne Eberl, der Frau des Firmengründers Yorma Eberl, und seiner Schwiegermutter Marianne Pongratz, sind die Eberls besonders verbunden.
Wer arbeiten will, bekommt einen Platz
Bei YORMA’S steht auf beiden Seiten der Theke der Mensch im Mittelpunkt. Das Unternehmen fördert eine familienfreundliche Arbeitskultur. Es darf schon mal das Kind mitgebracht werden oder ein Hund mit ins Büro. Flexible Arbeitsmodelle wie die Vier-Tage-Woche wurden schon vor Jahren eingeführt. Die Arbeitsatmosphäre ist geprägt von Wertschätzung und einem starken Gemeinschaftssinn. „Zusammenhalt, Vertrauen, gegenseitige Unterstützung und die Möglichkeit, über sich hinauszuwachsen sind unsere Themen“, berichtet Ramona Eberl. Eine Mitarbeiterin erzählt: „Hier schaut man nicht, was du für Erfahrungen oder Ausbildungen hast oder welcher Nationalität du angehörst. Wenn du arbeiten willst, gibt‘s immer einen Platz.“ Viele Menschen konnten „steile Karrieren“ erreichen, sind heute geschätzte Führungskräfte und ein Beispiel dafür, was von Seiten der Arbeitgeber mit echter Wertschätzung und Förderung möglich ist.
Mit einer klaren Expansionsstrategie plant YORMA’S weiter „gesund“ zu wachsen. „Geht nicht, gibt’s nicht“, lautet seit jeher die Devise von Yorma Eberl. Er will die KI künftig daher noch intensiver nutzen, um Arbeitsprozesse weiter zu vereinfachen. Den Mitarbeitern in der Firmenzentrale Plattling stellte er eine 3-Tage-Woche in Aussicht – bei vollem Gehalt. Rund 1.200 Menschen arbeiten für YORMA’S, nicht einmal 30 davon im Verwaltungsgebäude nördlich des Plattlinger Bahnhofs. Diese schlanke Verwaltung und möglichst wenig Zeit für Routine-Arbeiten aufzuwenden ist der Unternehmerfamilie wichtig. Kundenanfragen beantworten, hundertseitige Pachtverträge prüfen, Grafiken für Stelleninserate erstellen – im Gestalten effizienter Arbeitsabläufe sind die Eberls inzwischen Meister. Die Verantwortung liegt weiterhin bei den Mitarbeitern. Die Mitglieder der einzelnen Abteilungen, zum Beispiel Buchhaltung oder Einkauf, müssen sich selbst organisieren und machen das richtig gut. Sie honorieren ihre Freiheiten und profitieren von der
zusätzlichen Freizeit.
YORMA’S ist aufgrund der sehr vielen und sehr sichtbaren Filialen sicher kein „hidden Champion“. Und was den Umgang mit innovativen Technologien, nachhaltigem Handeln und starker Unternehmenskultur angeht, spielen die Plattlinger auf alle Fälle auch in der Champions-League.