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Niederbayerns Tourismus: Starke Umsätze, aber weniger Gäste

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Ob Flusskreuzfahrt oder Städtetrip, ob Kuraufenthalt im Bäderdreieck oder Mountainbike-Tour durch den Bayerischen Wald: Der Tourismus in Niederbayern ist enorm vielfältig. Dass er aber in der Region auch für Milliardenumsätze sorgt, zeigt die aktuelle Studie „Wirtschaftsfaktor Tourismus“. IHK Niederbayern und Tourismusverband Ostbayern (TVO) haben diese Untersuchung jetzt in einer Neuauflage veröffentlicht.

IHK-Hauptgeschäftsführer Alexander Schreiner nennt beeindruckende Zahlen aus der Studie: „Im IHK-Bezirk Niederbayern sorgt der Tourismus für 2,7 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr. Sehr viele Wirtschaftsbereiche profitieren vom Tourismus, von der Lebensmittelproduktion über die Gesundheitsbranche bis zur Personenbeförderung. Allein die Hälfte der Gesamtumsätze entfällt auf die niederbayerische Gastronomie, gefolgt vom Einzelhandel mit einem Anteil von 26 Prozent oder 710 Millionen Euro“, berichtet Schreiner. Auch die Städte und Gemeinden gewinnen der Studie zufolge durch die Tourismuswirtschaft – direkt wie indirekt. Das daraus folgende Steueraufkommen aus Einkommen- und Umsatzsteuer beläuft sich auf rund 252 Millionen Euro, hinzu kommen Einnahmen aus Grundsteuer, Gewerbesteuer und Abgaben.

„Der Tourismus trägt in Niederbayern einen bedeutenden Anteil zu Einkommen, Beschäftigung und regionaler Entwicklung bei“, bekräftigt TVO-Vorstand Dr. Michael Braun. Insgesamt schaffe der Tourismus in Niederbayern Wertschöpfung in Höhe von 1,3 Milliarden Euro. „Umgerechnet auf Vollzeitarbeitsplätze ergibt sich in Niederbayern ein Äquivalent von 45.300 Personen, die ein regional- und branchenspezifisches Arbeitnehmerentgelt beziehen. Diese Zahl zeigt, welches Potenzial im Tourismus steckt und was es ganz konkret für die Menschen in der Region bedeutet“, sagt Braun.

IHK-Hauptgeschäftsführer Schreiner: „In der Tourismuswirtschaft kommen viele Belastungsfaktoren zusammen"

Der Tourismus spielt damit eine wichtige Rolle für den Wirtschaftsstandort Niederbayern insgesamt. „Da die Tourismusbranche eng mit der Gesamtwirtschaft verbunden ist, gehen die gesamtwirtschaftlichen Herausforderungen allerdings nicht an ihr vorbei. Das merken wir in den Rückmeldungen der Betriebe, das sehen wir aber auch in den Zahlen“, verdeutlicht Schreiner. Die IHK-Tourismusstudie ist nach 2014 und 2017 nun zum dritten Mal erschienen und ermöglicht daher einen Langzeitvergleich. Trotz gestiegener Umsatzzahlen kann der Tourismus demnach weniger zu Einkommen und Wertschöpfung in der Region beitragen als in vergangenen Jahren. „In der Tourismuswirtschaft kommen viele Belastungsfaktoren zusammen: Personalmangel, hohe Kosten und die schwache Konsumlaune. Im Vergleich zu 2017 ist die Zahl der Aufenthaltstage der Gäste in Niederbayern um fast zwölf Prozent zurückgegangen, bei den Tagesreisen ist der Rückgang noch deutlicher. Das bleibt nicht ohne Folgen“, sagt Schreiner.

Touristische Mittelklasse gerät unter Druck

In der Studie wird ein verändertes Reiseverhalten sichtbar: Die Gäste suchen in der Region entweder exklusive Erlebnisse oder günstige, flexible Alternativen. „Der Markt verändert sich. Während beispielsweise die niederbayerischen Premium-Wellnesshotels weiter wachsen, gerät die touristische Mitte unter Druck. Dazu gehört das klassische Mittelklassehotel ebenso wie beispielsweise allgemeine Freizeitangebote“, erläutert der IHK-Chef. „Wir müssen diese Mitte neu stärken, denn hier liegt die Breite der niederbayerischen Tourismusbetriebe. Diese Unternehmen brauchen einerseits spürbare Entlastungen etwa bei Bürokratie, Energie- und Arbeitskosten. Andererseits ist eine stärkere Profilierung, eine Qualitätsoffensive sowie nicht zuletzt eine bessere Zusammenarbeit über Gemeinde- und Landkreisgrenzen hinweg notwendig, um den Tourismusstandort Niederbayern langfristig zu festigen“, fordert Schreiner. Daran arbeite auch der TVO, betont Braun: „Tourismus als Querschnittsbranche sichert die regionale Standortqualität. Urlaubsregionen wie der Bayerischen Wald oder das Bayerische Thermenland profitieren davon. Und diejenigen, die dort leben, genießen dadurch eine höhere Attraktivität des eigenen Lebensraums.“

Die Studie „Wirtschaftsfaktor Tourismus“ wurde von der Tourismusberatungsgesellschaft dwif-Consulting im Auftrag der IHK Niederbayern, der IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim und des Tourismusverbands Ostbayern erstellt.

Artikelnr: 236112

Markus Spannbauer

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