01.05.2025
100 Tage Trump: Wirtschaft orientiert sich nach (Ost-) Europa
IHK-Umfrage zur US-Handelspolitik und den Folgen für die Unternehmen
Die ersten 100 Tage einer Regierung Trump haben zu tiefen Verwerfungen in den internationalen Handelsbeziehungen geführt. Eine Umfrage der bayerischen IHKs unter den Unternehmen im Freistaat belegt die negativen Auswirkungen und verdeutlicht die große Unsicherheit auf den Weltmärkten infolge der US-Handelspolitik. Alexander Schreiner, der Hauptgeschäftsführer der IHK Niederbayern, erläutert die regionalen Umfrageergebnisse aus der Wirtschaft in Niederbayern: „Lediglich sieben Prozent der befragten niederbayerischen Unternehmen sehen in den USA noch einen verlässlichen Handelspartner. Das markiert einen Tiefpunkt in den gegenseitigen wirtschaftlichen Beziehungen. Dass gleichzeitig 64 Prozent die Frage nach der Verlässlichkeit momentan überhaupt nicht beantworten können, zeigt deutlich die Unsicherheit und Unplanbarkeit, mit der die Unternehmen zu kämpfen haben.“ Besonders negativ sehen die niederbayerischen Betriebe die aggressive Zollpolitik der USA. Rund drei Viertel rechnen mit negativen Folgen der hohen US-Zölle auf ihr Geschäftsmodell, positive Auswirkungen sieht laut Umfrage kein einziges Unternehmen. Weitere Handelshemmnisse sowie die Instabilität der Finanzmärkte sind die größten Risiken, die die Betriebe mit der US-Regierung verbinden. „Gefragt nach ihren Plänen zum USA-Geschäft nehmen viele Unternehmen noch eine abwartende Haltung ein – auch das ist ein Zeichen der hohen Unsicherheit. Mit 56 Prozent bleiben die meisten Befragten bei ihrer bisherigen Strategie, lediglich sechs Prozent wollen ihr Engagement in den USA zurückfahren. Knapp ein Drittel kann die Situation noch gar nicht einschätzen“, berichtet Schreiner.
Wie die Wirtschaft auf diese Entwicklungen reagiert, geht aus der Umfrage ebenfalls hervor: Besonders die Eurozone sowie weitere Länder in Europa, etwa die Schweiz, Norwegen und Großbritannien, gewinnen als Auslandsmärkte an Bedeutung. „Eine Besonderheit der niederbayerischen Wirtschaft im Vergleich zum bayernweiten Durchschnitt zeigt sich in der Hinwendung nach Ost- und Südosteuropa. Mehr als ein Drittel der regionalen Unternehmen orientieren sich verstärkt in diese Richtung. Hier kommen dem Wirtschaftsraum Niederbayern die Lage mitten in Europa sowie die traditionell guten Beziehungen mit diesen Ländern zugute“, sagt Schreiner. Er knüpft diesen Befund aber auch an klare Forderungen: „Der europäische Markt wird für unsere Unternehmen noch wichtiger. Damit verbunden ist ein klarer Auftrag an die EU. Der europäische Binnenmarkt muss gestärkt und bürokratische Hindernisse auf EU-Ebene dringend abgebaut werden. Notwendig sind mehr Pragmatismus sowie ein Fokus auf Wachstum und unternehmerische Freiheit, um die EU als starken Wirtschaftsstandort und internationalen Partner zu positionieren. Aus dieser gefestigten Rolle heraus lassen sich neue Handelsabkommen mit anderen Ländern und Staatenverbünden schließen, um weitere Märkte weltweit zu erschließen“, fordert der IHK-Hauptgeschäftsführer.
Sascha Cavalieri
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