12.05.2025

IHK-Konjunkturumfrage: Handel unter Druck, etwas Zuversicht in der Industrie

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In der niederbayerischen Wirtschaft zeichnet sich eine erste, vorsichtige Stimmungswende ab – das belegen die Ergebnisse der Frühjahrsumfrage der IHK Niederbayern zur konjunkturellen Situation in Industrie, Handel und Dienstleistungen. IHK-Hauptgeschäftsführer Alexander Schreiner macht das vor allem an der niederbayerischen Schlüsselbranche Industrie fest: „Die aktuelle Lage in der Industrie bleibt äußerst angespannt, aber erstmals seit zwei Jahren steigen die Geschäftserwartungen für die Zukunft wieder in den positiven Bereich. Ausgehend von einem dramatisch niedrigen Niveau zeigt sich auch in der Wirtschaft insgesamt etwas mehr Zuversicht. Die Risiken bleiben jedoch hoch und die Wirtschaftsentwicklung ist weiter schwach. Zudem können selbst diesen leichten Erholungstendenzen nicht alle Branchen folgen“, erläutert Schreiner. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das: Der IHK-Konjunkturklimaindikator, für den Lage und Erwartungen in der Wirtschaft miteinander verrechnet werden, hat sich seit Jahresbeginn zwar um fünf Punkte verbessert. Der erreichte Wert von 103 Punkten liegt aber immer noch deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt dieses wichtigen Wirtschaftsindikators für Niederbayern.

Handel leidet unter Kaufzurückhaltung der Verbraucher

Laut IHK-Umfrage geht neben der Industrie auch die niederbayerische Tourismuswirtschaft von einer spürbaren Belebung in den kommenden Monaten aus, während der Handel weiterhin unter der Kaufzurückhaltung der Verbraucher leidet. „Die Geschäftslage im Einzelhandel liegt auf einem Niveau, das an die Tiefststände der Corona-Jahre heranreicht. Geschäftserwartungen, Beschäftigungspläne, Investitionsvorhaben – all das verharrt im Negativen und sinkt noch weiter ab. Der niederbayerische Handel gerät immer mehr unter Druck und die Stimmung in der Branche ist entsprechend schlecht“, fasst Schreiner zusammen. Wie bereits in den vergangenen Umfragerunden können sich im Dienstleistungssektor einige Teilbranchen von der allgemein trüben Wirtschaftsentwicklung abkoppeln: So melden beispielsweise IT- oder Beratungsunternehmen eine gute Auftrags- und Geschäftslage, während in den Bereichen Verkehr und Logistik nur ein Fünftel der Betriebe voll ausgelastet ist. Dennoch erreichen beim allgemeinen Konjunkturklima die Dienstleister in der Summe den besten Wert aller Branchen.

Wunschliste der Betriebe: Verlässlichkeit, Planbarkeit und Entlastungen bei Steuern, Bürokratie und Energiepreisen

„Erste, leicht verbesserte Aussichten reichen nicht aus, um eine Trendwende einzuleiten. Die Unsicherheit für die künftige wirtschaftliche Entwicklung hält an. Dass sich die Herausforderungen und Probleme der Unternehmen schnell lösen lassen, glaubt in der niederbayerischen Wirtschaft niemand“, lautet die nüchterne Bewertung von IHK-Präsident Thomas Leebmann zur Einordnung der Umfrageergebnisse. Er verweist auf die Risikofaktoren, die die Unternehmen in der Umfrage benennen: „Hohe Kosten, schwache Nachfrage und Arbeitskräftemangel zählen unverändert zu den größten Risiken. Besonders kritisch sehen die Betriebe aber die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, hier verzeichnet die Konjunkturumfrage einen neuen Negativ-Rekord. Gemeint ist mit dieser Bewertung sicherlich auch die US-Handelspolitik, viele unserer Probleme sind aber durchaus hausgemacht“, verdeutlicht Leebmann. Für über ein Drittel der befragten Unternehmen hat die Handelspolitik der USA bereits handfeste negative Folgen, noch mehr Betriebe können diese Auswirkungen aber noch gar nicht absehen und einschätzen. „Verlässlichkeit, Planbarkeit und Entlastungen bei Steuern, Bürokratie und Energiepreisen sind in der aktuellen Phase die wichtigsten Forderungen der Wirtschaft an die Politik. Das richtet sich nicht zuletzt an die neue Bundesregierung. Sie muss verlorengegangenes Vertrauen in die Politik wieder aufbauen. Die Unternehmen warten auf den versprochenen Kurswechsel in der Wirtschaftspolitik und werden sehr genau beobachten, was die Regierung davon umsetzt“, bekräftigt der IHK-Präsident.

In den Konjunkturbericht der IHK Niederbayern fließen die Einschätzungen von rund 400 regionalen Betrieben zu Wirtschaftslage und -erwartungen ein. Die befragten Unternehmen sind eine repräsentative Auswahl aus den über 90.000 Mitgliedsbetrieben der IHK und kommen aus allen Wirtschaftszweigen und Unternehmensgrößen. Der detaillierte Konjunkturbericht mit weiteren Auswertungen ist auf der IHK-Website verfügbar.