08.08.2025
IHK-Fachausschuss legt Fokus auf Zuwanderung für Ausbildung und Beschäftigung
Tourismusbranche trifft sich im Bayern-Park
Zu seiner Sommersitzung ist der Fachausschuss Tourismus der IHK Niederbayern im Bayern-Park bei Reisbach zusammengekommen. Ausschussmitglied Alexander Bischoff hatte die Tourismusunternehmer in den beliebten Freizeitpark eingeladen. Im Mittelpunkt der Sitzung standen aktuelle, für die Branche entscheidende Themen – allen voran der Nachwuchs- und Fachkräftemangel, der Hotellerie und Gastronomie besonders hart trifft. Der Austausch der Unternehmer im Ausschuss verdeutlichte, wie stark die Tourismuswirtschaft auf Zuwanderung aus dem Ausland angewiesen ist. Zahlen der IHK zur Ausbildung bestätigten das: In Niederbayern sind aktuell fast zwei Drittel der Auszubildenden im Hotel- und Gaststättengewerbe fremdsprachig. Die Ausschussmitglieder berichteten von erfolgreicher Integration durch Arbeit und Ausbildung – aber ebenso von den Problemen und Herausforderungen, die damit einhergehen. So stellt etwa die unzureichende ÖPNV-Struktur im ländlichen Raum Zugewanderte vor große Schwierigkeiten, kulturelle Unterschiede können sich auf die Servicequalität auswirken und der Spracherwerb stellt eine große Hürde dar. Geeignete Bewerber aus dem Inland seien allerdings kaum mehr zu finden, stellte der Ausschussvorsitzende Kai Tiemer klar: „Wir haben keine Alternative.“ Ein anderer Hotelier brachte es im Ausschuss mit einer Frage auf den Punkt: „Was würde unsere Branche ohne die Kräfte aus Vietnam, Marokko oder Indonesien tun?“
Ein weiterer Aspekt: Wo sollen Mitarbeiter und Azubis aus dem Ausland wohnen? Nicht nur für Hotelbetriebe rückt hier das Thema „Beschäftigtenwohnen“ in den Blick, also eigene Wohnangebote der Unternehmen für ihre Beschäftigten aus dem In- und Ausland. Der Erfahrungsaustausch im Ausschuss zeigte allerdings, wie schwierig die Umsetzung solcher Angebote in Deutschland aufgrund rechtlicher Hürden und der steuerlichen Behandlung ist – ein echter Wettbewerbsnachteil beispielsweise gegenüber Betrieben aus Österreich. „Das Beschäftigtenwohnen muss für Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen attraktiv sein, und dafür braucht es bessere Rahmenbedingungen“, bekräftigte Tiemer. In der Politik sei das Thema angekommen, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Alexander Schreiner. Die IHK-Organisation werde dieser Forderung der Tourismuswirtschaft daher auch weiterhin nachkommen und mit konkreten Beispielen aus den Betrieben aufzeigen, wo Verbesserungen notwendig sind.
Vor Ort unterstützt, berät und vernetzt die IHK Betriebe, die – auch – auf internationale Beschäftigte setzen. So hat die IHK beispielsweise mit der „Ausbildungsakademie Tourismus“ ein Qualifizierungsprogramm aufgesetzt, das speziell auf die Branche zugeschnitten ist. Die Inhalte des Programms wurden gemeinsam mit Betrieben und Beschäftigten entwickelt und umfassen fachliche Themen ebenso wie Bausteine zur Persönlichkeitsentwicklung oder eben auch Sprachtrainings. Über 140 Teilnehmer aus Niederbayern haben das Programm bereits genutzt. Es soll nun Schritt für Schritt für weitere interessierte Unternehmen geöffnet werden. Aus dem Netzwerk „Forum Personal“ der IHK erhielten die Ausschussmitglieder zudem handfeste Tipps, wie sie ihre Attraktivität als Arbeitgeber steigern und die eigenen Unternehmenswerte nach außen tragen können, etwa indem die eigenen Auszubildenden für einen Tag öffentlichkeitswirksam die Unternehmensführung übernehmen oder die Mitarbeiter ihre besten Freizeit- und Ausflugstipps direkt mit den Gästen teilen. Schreiner wies außerdem auf die bundesweite Ausbildungskampagne der IHK-Organisation hin, die für den Tourismusstandort Niederbayern unter anderem den Ausbildungsberuf Koch bewirbt, was zuletzt mit großflächigen Plakatierungen in der gesamten Region sichtbar wurde.
Kurz blieb am Rande der Sitzung noch Zeit für einen Rundgang durch den Bayern-Park. Alexander Bischoff ermöglichte einige Blicke hinter die Kulissen, zum Beispiel in die Werkstätten. Der Bayern-Park gehört zu den wichtigsten Tourismusattraktionen in Niederbayern. 430.000 Besucher besuchen den als Familienbetrieb geführten Park pro Saison – Tendenz steigend. Dafür muss das Unternehmen aber auch stetig investieren: Jedes Jahr wartet der Park mit Neuerungen und weiteren Attraktionen auf.