„Die Ukraine ist interessant für Unternehmen“

INTERVIEW Viele niederbayerische Unternehmen hatten bis zum Ausbruch des Krieges erfolgreiche Wirtschaftsbeziehungen mit der Ukraine. Reiner Perau ist Geschäftsführer der AHK Ukraine und vertritt die Interessen der rund 160 Mitgliedsunternehmen.
Er war Gast der IHK-Vollversammlung.

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© IHK Niederbayern Stv. IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Graupe, Sascha Cavalieri aus dem IHK-Bereich Außenwirtschaft und Reiner Perau, Geschäftsführer der AHK Ukraine (von links), tauschten sich zu internationalen Wirtschaftsthemen aus.

Wie stellt sich die aktuelle Situation für deutsche Betriebe in der Ukraine dar? Welche Geschäfts- und Investitionsmöglichkeiten gibt es?

Reiner Perau: Je nach Branche laufen die Geschäfte der Unternehmen zufriedenstellend bis sehr gut. Vor allem in den Sektoren erneuerbare Energien, Baustoffe und Verteidigung läuft es gut. Für Bayern wichtig: Auch Premiumautos verkaufen sich ordentlich in der Ukraine. Neue BMW und Audi sieht man häufig.

Wie unterstützt die AHK deutsche Unternehmen hier und vor Ort in Kiew? Welche Netzwerkmöglichkeiten gibt es?

Die AHK in der Ukraine fährt im Grunde dasselbe Programm wie AHKs in „normalen Ländern“. Wir sind vor Ort und geben unseren Mitgliedern laufend Information und Networking-Möglichkeiten. Quartalsweise bringen wir 150 bis 200 Unternehmensvertreter zum Networking zusammen. Unsere Dienstleistungstochter berät zu rechtlichen und steuerlichen Fragen und sucht Geschäftspartner für deutsche Unternehmen.

Thema Investitionskreditversicherung: Wie ist die Situation?

Deutsche Unternehmen können mit Unterstützung des Bundes ihre Investitionen in der Ukraine versichern lassen. Die Nachfrage nach diesen Versicherungen ist groß.

Wie sieht Ihr Alltag derzeit aus?

Als Geschäftsführer ist man bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer angestellt. Mein Dienstort ist Berlin, aber ich verbringe etwa ein Drittel meiner Zeit in der Ukraine, meist an unserem Standort in Kiew oder in der Region Lemberg, die für deutsche Unternehmen sehr interessant ist.

Ihre Botschaft an niederbayerische Unternehmer lautet?

Die Ukraine ist ein großer Markt, für den man sich als Unternehmen interessieren sollte. Unabhängig vom Krieg und den Chancen bei Wiederaufbau ist die Ukraine interessant für Unternehmen. Die Rahmenbedingungensind zwar nicht einfach, aber unternehmerisch zu arbeiten ist möglich.

Welche Chancen und Herausforderungen sehen Sie für die deutsche Wirtschaft in einem möglichen Wiederaufbauprozess? Könnte deutsches Know-how hier eine zentrale Rolle übernehmen?

In der Ukraine sind immense Schäden zu beheben. Es muss Infrastruktur wiederhergestellt werden, Krankenhäuser neu gebaut und ausgerüstet werden, immense Umweltschäden müssen repariert werden. Es geht um eine Generationenaufgabe, bei der deutsches Know-how in vielen Bereichen sicherlich gefragt sein dürfte und hilfreich wäre.

Artikelnr: 271977