Im IHK-Gremium: Zustimmung und Kopfschütteln beim Energiespeicher Riedl
Unternehmer tauschen sich mit Verbund AG sowie Regionalwerken Passauer Land aus
Wie wichtig eine stabile Energieversorgung und bezahlbare Energiepreise für die Unternehmen in der Region sind, zeigte sich bei der Sitzung des IHK-Gremiums vergangene Woche in Passau. Die Gremiumsmitglieder trafen hier auf zwei Gesprächspartner, die das Thema Energie zu ihrer Hauptaufgabe gemacht haben: Jakob Schätz, Vorstand der Regionalwerke Passauer Land, sowie Christian Rucker, Projektleiter für den Energiespeicher Riedl. Vor gut einem Monat hatte das Landratsamt die Genehmigung für den Bau des Pumpspeicherkraftwerks Riedl erteilt. Die regionale Wirtschaft drängt nun auf die Realisierung des Projekts, deswegen gab Rucker den Unternehmern ein Update zur weiteren Entwicklung.
Obwohl die Klagefrist noch läuft, habe die hinter dem Energiespeicher stehende Verbund AG die nächsten Schritte eingeleitet, berichtete Rucker. Ausschreibungen werden vorbereitet und die gewässerökologischen Vorarbeiten laufen an. Sollten Klagen eingehen, rechne er mit einem Betrieb des Kraftwerks ab dem Jahr 2033, sagte der Projektleiter. Der Vorsitzende des Gremiums, IHK-Präsident Thomas Leebmann, bekräftigte die Position der regionalen Wirtschaft dazu: „Der Energiespeicher Riedl muss jetzt kommen. Unsere Unternehmen brauchen diesen Beitrag für eine verlässliche Versorgung, stabile Netze und moderate Preise.“ Bereits während der Bauphase werde das Projekt positive Auswirkungen haben, ergänzte Rucker: „Wir investieren hier vor Ort mehr als 400 Millionen Euro. Und wir schaffen neue Arbeitsplätze.“ Dafür erntete er im Gremium Zustimmung – für Entrüstung und Kopfschütteln sorgten hingegen andere Aussagen: 13 Jahre habe das Genehmigungsverfahren gedauert. Auflagen und Vorgaben seien in dieser Zeit mehrfach verschärft und der bürokratische Aufwand immer höher geworden. „Wir haben palettenweise Antragsunterlagen beim Landratsamt abgegeben“, schilderte Rucker. Auf Nachfrage aus dem Gremium räumte er ein: Auch in Österreich wäre ein solches Verfahren nicht einfach gewesen, in Deutschland sei die Genehmigung aber ganz besonders kompliziert und langwierig.
Dass Großprojekte wie der Pumpspeicher durch kleinere Energieerzeugungsanlagen sinnvoll ergänzt werden können, legte in der Sitzung Jakob Schätz dar. Er stellte Aufgaben und Struktur der Regionalwerke vor: „Sie können sich das wie eine Holding vorstellen.“ Die Regionalwerke bildeten das Dach, unter dem einzelne Projektgesellschaften laufen. Zunächst denke man hier an neue Photovoltaik-Anlagen, im weiteren Verlauf könnten sich weitere Möglichkeiten ergeben. „Wir können und dürfen alles machen, solange es um erneuerbare Energien geht“, versicherte Schätz und legte dar, wie sich die Wirtschaft beteiligen könne – etwa durch die Verpachtung von Dachflächen für Solaranlagen, als Investor oder als Technologiepartner. „Wir verstehen uns als regionaler Partner ohne maximale Gewinnabsicht. Das ist unterscheidet uns von anderen“, erläuterte Schätz. Die Unternehmer zeigten sich interessiert, kamen aber rasch auf die Umsetzung zu sprechen. Auch hier wurde deutlich: Schnelle Lösungen sind kaum möglich. Bisher konnten die Regionalwerke noch keine einzige Anlage realisieren.
Der Austausch zur wirtschaftlichen Lage im Raum Passau, Anliegen aus den Betrieben für die weitere Arbeit der IHK sowie Einblicke in die praktische Anwendung von Künstlicher Intelligenz für kleine und mittelständische Unternehmen rundeten die Tagesordnung des Gremiums ab.