05.09.2025

Energiewende kostet Wirtschaft Billionen – „Unmöglich, diesen Weg zu gehen“

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IHK-Studie berechnet Belastungen durch Energiepolitik und zeigt Einsparpotenziale

Die in dieser Woche vorgestellte Studie „Neue Wege für die Energiewende“ zeigt erstmals das gesamte Ausmaß der Belastungen für die Wirtschaft durch die aktuelle Energiepolitik. Im Auftrag der IHK-Organisation hat die Beratungsgesellschaft Frontier Economics in dieser Studie berechnet, auf welchen Betrag sich die Kosten für die Energiewende in den kommenden Jahren aufsummieren. Entscheidend sind demnach die steigenden Energiesystemkosten. Dazu zählen nicht nur die Aufwendungen für die Energieerzeugung, sondern unter anderem auch Investitionen in Netze und Kraftwerke oder Ausgaben für Energieimporte aus dem Ausland. Bis zum Jahr 2049 kommt dadurch der Studie zufolge mit bis zu 5,4 Billionen Euro eine Belastung in schwindelerregender Höhe zusammen.

Weniger Regulierung und Bürokratie: Nur so kann die Energiewende gelingen

Alexander Schreiner, Hauptgeschäftsführer der IHK Niederbayern, zieht aus dieser Analyse dieselben Rückschlüsse wie die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK): „Die Energiewende ist ebenso sinnvoll wie notwendig und wird daher von unseren Betrieben mitgetragen und aktiv gestaltet. Die Energiewende funktioniert aber nur mit einer leistungsfähigen Wirtschaft, die die damit verbundenen Herausforderungen bewältigt und die hohen politischen Ansprüche in die Praxis umsetzt. Die aktuelle Energiepolitik macht es für die Unternehmen unmöglich, diesen Weg zu gehen. Das stellt den Wirtschaftsstandort Deutschland infrage, gefährdet Arbeitsplätze und Wohlstand und schränkt damit die Akzeptanz für die Energiewende ein“, verdeutlicht Schreiner.

Die DIHK fordert daher ein grundlegendes Umdenken in der Energiepolitik. Mit spürbar entschlackter Regulierung und weniger Bürokratie müsse die Energiewende effizienter gestaltet werden. Die Studie empfiehlt dafür mehr marktwirtschaftliche Instrumente wie den CO2-Zertifikatehandel sowie eine Politik, die auf Technologieoffenheit setzt und Innovationen zulässt. Auch müsse Deutschland anerkennen, dass Klimaschutz eine internationale Aufgabe ist und sich daher beim weiteren Vorgehen an der Ländergruppe der „G20“ orientieren. Würde man beispielsweise das deutsche Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2045 – fünf Jahre vor dem EU-Ziel – um nur zwei Jahre verschieben, ergäben sich weitere Einsparungen in Milliardenhöhe. Insgesamt errechnen die Autoren der IHK-Studie ein Einsparpotenzial von über einer Billion Euro, wenn die darin vorgeschlagenen Ideen und Maßnahmen konsequent umgesetzt werden.

IHK-Hauptgeschäftsführer Schreiner: "Negativ-Auswirkungen der derzeitigen Energiepolitik zeigen in unserer Region stärker als anderswo"

Alle in der Studie angesprochenen Punkte finden sich in den Einschätzungen der niederbayerischen Wirtschaft zur Energiepolitik wieder, betont Schreiner. Er verweist auf die Regionalergebnisse der aktuellen IHK-Umfrage „Energiewendebarometer“. In dieser Umfrage geben die Unternehmen jährlich ihre Bewertung zum Stand der Energiewende ab. Der „Barometerwert“ hat sich laut Schreiner im Vergleich zum Vorjahr zwar leicht verbessert, bleibt aber deutlich negativ und liegt außerdem ein gutes Stück unter dem Bundesschnitt. „Aufgrund der großen Bedeutung der Industrie für den Standort Niederbayern zeigen sich die Negativ-Auswirkungen der derzeitigen Energiepolitik in unserer Region stärker als anderswo“, erklärt der IHK-Hauptgeschäftsführer.

Die Folgen hingegen sind vor Ort die gleichen wie bundesweit: Die Unternehmen sehen sich in ihrer Wettbewerbsfähigkeit eingeschränkt. Sie stellen Investitionen zurück oder verlagern Produktionskapazitäten ins Ausland – diese Tendenz ist in Niederbayern noch ausgeprägter als im Bund. Klar werden in der Umfrage auch die Gründe, warum die Transformation zu Energiewende und Klimaschutz aus Sicht der regionalen Wirtschaft nicht funktioniert: „Die Unternehmen verzweifeln an endlosen Genehmigungsverfahren, mangelhafter Infrastruktur, sehr hohen Kosten und allem voran an der unfassbaren Menge an Bürokratie, die in Deutschland und der EU mit der Energiewende verbunden ist. Bei keinem dieser Faktoren hat sich in den vergangenen Jahren etwas verbessert, im Gegenteil. Die Bürokratiebelastung ist sogar sprunghaft angewachsen. Das zeigt, wie dringend die Wirtschaft auf einen Kurswechsel in der Energiepolitik angewiesen ist“, lautet das Fazit von Alexander Schreiner.