17.11.2025

Stark und technisch fit in die Zukunft

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Aus allen Regionen Niederbayerns, aus ganz unterschiedlichen Branchen und auch aus unterschiedlichen Unternehmensgrößen kamen 250 Ausbilderinnen und Ausbilder sowie Betriebsverantwortliche zum IHKAusbildertag in die Stadthalle Deggendorf. Die Themen reichten vom eigenen betrieblichen Engagement über Resilienz und mentale Gesundheit bis hin zum Lernen mit Künstlicher Intelligenz,

Die einen haben zum ersten Mal überhaupt einen Auszubildenden, die anderen regelmäßig über 50. Die einen wollen sich „künftig auch mal mit KI befassen“, die anderen haben eigene Arbeitsplätze dafür im Unternehmen eingerichtet. Gemeinsam war allen 250 Teilnehmern des IHK Ausbildertags die Erkenntnis, dass die Ausbildung auch in ihren Betrieben in Zukunft komplett anders aussehen wird als heute. „Zum einen geht es um Resilienz und mentale Gesundheit – also darum, wie wir junge Menschen in einer oft unruhigen, digitalen und komplexen Welt stärken können. Und zum anderen geht es um KI und das ,Lernen der Zukunft‘ – ein Thema, das für die duale Ausbildung gerade neue Räume eröffnet“, sagte Karl Heinz Friedrich, IHK-Bereichsleiter Berufliche Bildung.

„Alle neuen Ausbildungsordnungen sehen vor, dass Auszubildende mit digitalen Medien selbstgesteuert lernen sollen. Und in einer Wissensökonomie, in der sich Wissen in immer kürzeren Zyklen verändert und in der jede Information nur einen Klick entfernt ist, macht das absolut Sinn. Die Aufgabe der Ausbilderinnen und Ausbilder verändert sich dadurch spürbar: Sie werden immer mehr zu Lernprozessbegleitern. Also zu Menschen, die Orientierung geben, Strukturen schaffen und junge Menschen befähigen, selbst Verantwortung für ihren Lernprozess zu übernehmen“, so Friedrich weiter. Wie es aussieht, wenn Jugendliche Verantwortung übernehmen, weiß Sabine Marx von der IHK. Sie präsentierte die Projekte IHK AusbildungsScouts und IHK KarriereScouts, in denen Azubis kompetent für die Berufliche Bildung werben und als „Unternehmensbotschafter“ auftreten.

Mentale Aspekte sind bei der Ausbildung entscheidend

Was Jugendliche heute bewegt, wie Jugendliche fühlen und wie Betriebe ihren Azubis zu Resilienz und mentaler Gesundheit verhelfen können, war Thema von Angela Barzen. Die Speakerin verfügt über 25 Jahre Erfahrung als Unternehmerin und Führungskraft und wartete zunächst mit erschütternden Zahlen auf: Fast 30 Prozent aller Auszubildenden brechen wegen fehlender Perspektiven, Überstunden, der Art der Tätigkeit, mangelnder Rückmeldung oder Prüfungsangst ihre Ausbildung ab. Lange Ausfallzeiten hätten heute häufig psychische Diagnosen als Ursache. Dazu kämen Blockaden durch den Überkonsum sozialer Medien. Frühsignale seien Müdigkeit, Leistungsschwankungen, Rückzug, Lustlosigkeit, Konfliktanfälligkeit oder schlicht “kein Bockauf Analog-Termine”. Für die Arbeitgeber sei es wichtig, genau hinzusehen, „wo es hakt“, beispielsweise per PEAK-Modell mit Positivität - Empathie – Aktivität - Klarheit. Alles beginnt im Kopf: Positive Emotionen, gesunde Haltung und Gedanken, ein positives Vorbild durch die Erwachsenen – alles beginne im Kopf, so Angela Barzen. Und sie gab wertvolle Praxistipps, wie Jugendliche ihre Ausbildung mit Erfolg beenden können. Ob „Nur 1 Satz zu ,was lief heute gut?‘ oder der „Talking Stone“, der den Fokus vollkommen auf den Sprechenden legt, – die Möglichkeiten seien vielfältig, um junge Menschen zu erreichen, zu verstehen und ins Ziel zu begleiten. „Das Wichtigste: Erfolg ist kein Zufall. Er ist das Ergebnis von emotionaler und zielgerichteter Kommuniktaion.“ Barzen schloss mit der nachdenklichen Botschaft: „Die Jugend von heute ist die Führung von morgen.“

Ausbilder als „Reisebegleiter“

Franz Pregler ist Lehrer, Musiker und zertifizierter AI-Trainer. Er entwickelt praxisnahe Lösungen, die Technologie mit Haltung verbinden – klar, menschlich und inspirierend. Um zu zeigen, wie KI auch betrieblich integriert werden kann, startete er mit einem innerhalb von Sekunden aus Worten der Teilnehmer generierten Energizer, dem „IHK-Ausbilder-Song“. Dann wurde er ernster: „KI ist kein Kann, sondern ein Muss“, verdeutlichte er.

Betriebe seien nicht nur zur Schulung von KI-Kompetenz verpflichtet. Eine digitalisierte Arbeitswelt sei auch Pflichtteil jeder Ausbildungsordnung. Franz Pregler riet, KI zu entmystifizieren und zu durchschauen. „Die KI versteht nichts. Sie rät nur brillant, welches Wort als nächstes kommt“, machte er klar. Er warnte auch davor, dass KI menschliche Vorurteile aus den Trainingsdaten reproduziere oder Fakten erfindet, die plausibel klingen. „Es ist Ihr Job! Sie müssen die Ergebnisse prüfen“, appellierte Pregler. Die neue Rolle der Ausbilder sei herausfordernd: vom Wissensträger zum Trainer. Ausbilder fungierten als eine Art Flaschenhals, durch den das Wissen dringt. Als eine Art Reisebegleiter müssten die Betriebsverantwortlichen ihre Azubis heute beim Verwenden von KI stützen. Pregler lieferte konkrete Tipps und Ideen zum positiven Einsatz von KI wie etwa als „Effizienz-Booster“ für Prüfungen oder als „Doku-Spezialist“. Das Meisterstück sei die „Assistentenschmiede“, in der Ausbilder durch KI bei sensiblem Umgang wertvolle Unterstützung erhalten können. Das Fazit von Franz Pregler: „KI ist kein Zukunftsthema mehr und gehört längst fest zur Ausbildung. Und Ausbilder sind heute keine reinen Wissensträger mehr, KI macht sie im besten Fall zu wertvollen Lern-Coaches.“

Karl Heinz Friedrich

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