Sorgenkind Straße
Die A 3 und die A 94 gehören zu den Hauptthemen der Infrastruktur in Niederbayern. Sperrungen, marode Streckenabschnitte oder der fehlende Lückenschluss bei Simbach beeinträchtigen den Verkehrsfluss. Hans Jörg Wagmann, Gesellschaftergeschäftsführer der Wagmann Ingenieure GmbH, in Fürstenzell und Bad Füssing, ist maßgeblich am Bau der A94 Abschnitt Pocking beteiligt.
Welche Bedeutung haben unsere Hauptverkehrsadern A 3 und A 94 aus Ihrer Sicht für unsere Wirtschaft?
Die beiden Autobahnen sind die Hauptschlagadern der niederbayerischen Verkehrsinfrastruktur. Die hochbelastete A 3 mit 54.400 Kfz pro Tag, davon 12.700 Fahrzeuge des Schwerverkehrs (Verkehrsdaten 2021 im Abschnitt Hengersberg-Deggendorf) führt uns nicht nur über Regensburg bis ins Ruhrgebiet oder nach Wien, sondern auch seit Jahrzehnten über die A 92 weiter nach München. Seit der Fertigstellung der Isentalautobahn fahren die östlichen Niederbayern nach München schneller, kürzer und damit auch ressourcensparender über die A 94. Auch auf den täglichen Kurzstrecken hilft jeder Kilometer Autobahn, Zeit und Ressourcen zu sparen.
Wo besteht für Sie dringendste Handlungsbedarf?
Der Erhalt und die Ertüchtigung des anspruchsvollen niederbayerischen Teilstücks der A 3 mit seinen vielen Brücken ist eine langfristige Herausforderung, an der auch unser Planungsbüro immer wieder mitarbeitet. Der bedarfsgerechte sechsstreifige Ausbau der A 3 bei Hengersberg mit Neubau von 2 Großbrücken steht in den Startlöchern, der Planfeststellungsbescheid wurde im Januar 2025 erteilt. Noch wichtiger ist aber die durchgehende A 94. Derzeit arbeitet unser Unternehmen maßgeblich an der Fertigstellung des 12,3 km langen Abschnitt Autobahnkreuz A 3/A 94-Pocking-Kirchham mit. Die Bauwerke sind fast alle fertig, die Strecke ist auf der gesamten Länge im Bau. Die Verkehrsfreigabe ist für Juli 2027 bekanntgegeben. Der gestaltungswillige Teil unserer Politiker darf angesichts der verbliebenen Teilstücke der Bundesstraße B12 keinen Millimeter nachlassen, denn die Zustände werden hier aufgrund des weiter stark zunehmenden Verkehrs immer kritischer. Die A 94 wird ja entsprechend angenommen, und so wird auch jeder Restkilometer Bundesstraße zwischen Österreich, dem Bäderdreieck und dem Chemiedreieck stärker und stärker belastet. Die beiden Abschnitte zwischen Marktl und Simbach-West – hier sind 13 einbahnige Kilometer auf vierstreifig auszubauen – sowie der Abschnitt Ering/Kühstein-Simbach sollen „Stand jetzt“ zeitnah fortgeführt werden. Es bleibt noch der gordische Knoten im Stadtbereich von Simbach zu lösen, dann wäre das Gesamtwerk vollbracht. Das sollte doch machbar sein! Weiter darf auch die Sanierung und der Ausbau des untergeordneten Straßennetzes nicht hintenanstehen.
Welchen Stellenwert hat die Straße in der Zukunft?
Der gewerbliche Transport wie auch der Individualverkehr im ländlichen Raum finden auf der Straße statt und werden auch in Zukunft zu einem ganz großen Teil dort stattfinden. Alle Prognosen zeigen einen starken Anstieg des Verkehrsvolumens auf der Straße. Dies mag im urbanen Umfeld etwas anders sein, bei uns ist das die Realität. Auch für den Radverkehr braucht es gute Straßen und zumindest auf den vielbefahrenen Hauptstrecken unbedingt Radwege. Im elektrisch unterstützten Fahrrad sehe ich mehr Potential als im Ausbau von Regionalbahnen, während der flexiblere Busverkehr durchaus im Linien- wie im Chartergeschäft weiter an Relevanz gewinnen könnte. Auch hier ist noch geeignete Infrastruktur zu schaffen.
Sicherheit: Wie sieht es – auch bei Brücken – aus?
Grundsätzlich gilt: Unsere Autobahnen sind nicht nur die schnellsten, sondern auch die sichersten Straßenverkehrswege. Die Sicherheit der Brückenbauwerke im Bereich der Autobahnen ist gegeben, diese werden regelmäßig geprüft. Als Brückenplaner und Bauwerksprüfer sehen wir eher im kommunalen Bereich einen erheblichen Sanierungsstau.
Worauf legen Sie in Ihrem Betrieb besonders großen Wert?
Was den Verkehr betrifft, vor allem auf die Vermeidung von unnötigen Autofahrten (u. a. durch Einsatz digitaler Hilfsmittel wie Baustellen-Webcams). Wir sind ausschließlich regional tätig, das motiviert besonders und die Wege sind kurz. Mit einem breit aufgestellten Team an Bauingenieuren, Landschaftsarchitekten und Vermessern versuchen wir, unnötige Schnittstellen im ohnehin schon komplexen Planungs- und Baugeschehen zu vermeiden.