Ein denkwürdiger Wirtschaftstag
„Zerreißprobe – die deutsche Wirtschaft im Spannungsfeld der Politik“, hieß das Motto des Wirtschaftstages der Wirtschaftsjunioren Dingolfing-Landau im BMW Group Werk Dingolfing. Mit Spannung erwartet: Die Vorträge von „Klartext-Politiker“ Wolfgang Bosbach und der Amerika-Expertin Susanne Gellert.
Der Wirtschaftstag der WJ Dingolfing-Landau bot gleich mehrere Highlights: Wolfgang Bosbach, ehemaliges Mitglied des Deutschen Bundestages, begeisterte die Gäste mit seinem Vortrag zum Thema „Deutschland hat gewählt – und jetzt?“. Susanne Gellert, Geschäftsführerin der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer in New York, bot interessante Einblicke zum Thema „Trump 2.0: US-Wirtschaftsupdate und die aktuelle Stimmungslage deutscher Unternehmen in den USA.“
Wolfgang Bosbach sorgte für erstaunte Gesichter, da sein Blick auf die Wirtschaft im Zusammenhang mit den USA und Donald Trump eher optimistisch ausfiel. Laut Susanne Gellert, Geschäftsführerin der deutsch-amerikanischen Handelskammer in New York, planen 84 Prozent der befragten Unternehmen in den nächsten drei Jahren erneut Investitionen in den USA. Sie betonte, dass deutsche Firmen weiterhin großes Potenzial im US-Markt sehen und sich kaum von politischen Entwicklungen in Washington beeinflussen lassen. Für die Unternehmen seien die Bundesstaaten wichtiger als die US-Bundespolitik und sie trennen Wirtschaft und Politik. Allerdings kritisierte Gellert die aktuelle Zolldebatte, die Unsicherheit und negative Auswirkungen auf die Wirtschaft verursache. Sie zeigte sich zuversichtlich, dass die deutsch-amerikanischen Wirtschaftsbeziehungen auch unter Trump stabil bleiben.
Wolfgang Bosbach, der als „Klartextpolitiker“ angekündigt war, sorgte für offene Worte und Humor. Er äußerte, dass er Trump zwar ablehne, aber dennoch Vertrauen in die Fähigkeit der USA und der EU hat, im Zollstreit eine Lösung zu finden, mit der beide Seiten leben können. Bosbach warnte vor politischer Selbstzufriedenheit in Deutschland, insbesondere im Hinblick auf die aktuelle Bundesregierung und die Parteienlandschaft. Er kritisierte die Annahme, der Wohlstand in Deutschland basiere auf dem Sozialstaat, und betonte, dass wirtschaftlicher Erfolg nur durch Fleiß und Innovation erreicht werde. Er forderte mehr Eigenverantwortung, Entbürokratisierung und schnellere Genehmigungsverfahren, um die deutsche Wirtschaft zu stärken. Dabei verwies er beispielhaft auf die schnelle Infrastrukturentwicklung nach der Wiedervereinigung.
Bosbach warnte auch vor einer Überbetonung der politischen Konflikte und stellte fest, dass Deutschland weiterhin Weltmarktführer bei Luxusautos sei, wobei acht von zehn gekauften Luxusmodellen von deutschen Herstellern stammen. Er hob hervor, dass Deutschland bei Produkten des „alten Marktes“ sehr gut aufgestellt sei, aber im Bereich neuer Technologien noch Nachholbedarf besteht. Zudem wies er auf den Fachkräftemangel in den USA hin, der dort sogar noch stärker ausgeprägt ist als in Deutschland. Der Redner appellierte an die Menschen, wieder mehr Verantwortung zu übernehmen.
Landrat Werner Bumeder berichtete, dass die Weltpolitik auch den Landkreis Dingolfing-Landau beeinflusst. Er warnte davor, sich auf der guten Position auszuruhen, und betonte, dass ohne eine starke Wirtschaft viele andere Bereiche nicht möglich seien. BMW-Vertreter Christoph Schröder zeigte sich optimistisch trotz weltweiter Unsicherheiten. Er berichtete von der technologieoffenen Herangehensweise, dem globalen Fußabdruck und der Flexibilität seines Unternehmens.
Insgesamt herrschte eine Mischung aus Realismus und Zuversicht, dass Deutschland und die deutsch-amerikanischen Wirtschaftsbeziehungen auch in schwierigen Zeiten stabil bleiben können.