Konjunkturelle Entwicklung in Niederbayern

Konjunktur auf einen Blick

  • Geschäftslage kaum verändert
  • Erwartungen verbessert
  • Politische Unsicherheit weiterhin hoch
  • Investitionsschwäche hält an
  • Beschäftigungspläne im Branchenvergleich uneinheitlich
  • Industrie mit mehr Zuversicht
  • Konsumschwäche belastet Handel

J=Jahresbeginn, F=Frühjahr, H=Herbst
Im IHK-Konjunkturklimaindikator werden die aktuelle Lage und die Geschäftserwartungen verrechnet. Der Wert bildet die Stimmung in der Wirtschaft ab.

Aktuelle Konjunkturentwicklung im IHK-Bezirk Niederbayern

Die niederbayerische Wirtschaft zeigt sich im Frühjahr leicht erholt. Der Konjunkturklimaindikator, der aktuelle Lage sowie Erwartungen für die Zukunft miteinander verknüpft, verbessert sich von 98,4 auf 103,1 Punkte. Er liegt damit jedoch weiterhin deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt. Im Branchenvergleich zeigen sich zudem merkliche Unterschiede: Während Industrie und Tourismus Hoffnung schöpfen, trübt sich das Bild im Handel weiter ein.

Bei den Risiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung rücken erneut die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen in den Vordergrund. Mit 61 Prozent erreichen die Nennungen dazu einen neuen Höchststand. Die Unternehmen bezweifeln, dass eine neue Bundesregierung die Forderungen der Wirtschaft nach mehr Planungssicherheit sowie tiefgreifenden Reformen schnell erfüllen kann. An zweiter Stelle der Risikofaktoren stehen die hohen Arbeitskosten, Entlastungen bei den Sozialabgaben zeichnen sich weiterhin nicht ab. Auch die schwache Inlandsnachfrage bereitet vielen Unternehmen Sorgen. Der Fachkräftemangel bleibt relevant: 50 Prozent der Betriebe sehen darin eine Belastung für ihre Geschäftsentwicklung. Die Beschäftigungsaussichten unterscheiden sich allerdings je nach Branche: Während Industrie und Handel mit einem weiteren Rückgang der Mitarbeiterzahlen rechnen, erwarten Dienstleister und Tourismusbetriebe eine leicht steigende Beschäftigung.

In Zusatzfragen zur Konjunkturumfrage haben sich Unternehmen aus Industrie und Handel zur aktuellen US-Handelspolitik geäußert. 37 Prozent berichten von unmittelbaren Auswirkungen auf ihre Geschäftstätigkeit, während für 43 Prozent die Folgen noch unklar sind. Als Reaktion auf mögliche höhere US-Zölle plant etwa jedes siebte Unternehmen (14 Prozent) eine stärkere Diversifizierung seiner Absatzmärkte. Rund neun Prozent ziehen die Eröffnung oder den Ausbau eines Produktionsstandorts in den USA in Betracht. Gut die Hälfte der Betriebe plant nach derzeitigem Stand aber keine Maßnahmen und etwas mehr als ein Drittel fühlt sich zu Anpassungen gar nicht in der Lage.

Eine klare Meinung haben die Unternehmen zu möglichen Gegenmaßnahmen der EU: Knapp 70 Prozent der Befragten fordern mehr Einsatz in der Handelsdiplomatie, um eine Eskalation zu vermeiden. Lediglich 32 Prozent der Unternehmen befürworten die Einführung von Vergeltungszöllen. Eine deutliche Mehrheit von 68 Prozent befürwortet den Abschluss neuer Handelsabkommen mit alternativen Märkten (etwa Indien, ASEAN). Eine Vertiefung des EU-Binnenmarkts, etwa durch den Abbau von Hürden im Dienstleistungshandel, wird von 57 Prozent der Unternehmen unterstützt.

Exkurs: Finanzierungssituation

  • Annähernd 90 Prozent der Betriebe bewerten ihre aktuelle Liquiditätslage als gut oder zumindest befriedigend. Zugleich steigt der Anteil der Unternehmen, die von einer existenzbedrohenden Situation sprechen. Vor dem Hintergrund anhaltender wirtschaftlicher Stagnation ist dies kaum überraschend.
  • Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist in den vergangenen Jahren gestiegen, bewegt sich jedoch weiterhin im üblichen Rahmen.
  • Für über 70 Prozent der Unternehmen sind hohe Zinsen ein entscheidendes Hindernis beim Zugang zu Fremdkapital, ein Anteil etwas unter dem Wert des Vorjahres.
  • Anforderungen an Besicherung und Dokumentation bleiben relevant. Dagegen geht die Bedeutung von Nachhaltigkeitskriterien zurück – möglicherweise infolge der sogenannten „Omnibus-Initiative“ der EU, die eine Vereinfachung der Nachhaltigkeitsberichterstattung vorsieht.
Artikelnr: 232197